An der Pädagogischen Hochschule Tirol wird das Potential der Beforschung der Aus-, Fort- und Weiterbildungsprozesse genutzt. Dabei stehen die Nachhaltigkeit und Wirkung der PHT im System der Lehrer:innenbildung im Fokus.
In quantitativ sowie qualitativ ausgerichteten Forschungsprojekten sowie in Projekten mit Mixed-Methods Design werden folgende Forschungsfelder bearbeitet:
- Wirkungsforschung zu Aus-, Fort- und Weiterbildung
- (Re-)professionalisierung von Lehrer:innen
- Heterogenität in der Lehramtsausbildung
- Unterrichtseinsatz von Neuen Medien/Digitalisierung
- Methodische Weiterentwicklung in der Professionsforschung
Im Folgenden erhalten Sie einen Überblick über die aktuell laufenden Projekte.
Projekte
- Professionalisierung im STEAM-Quereinstieg (ProQ-STEAM)
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Professionalisierung im STEAM-Quereinstieg (ProQ-STEAM) – Fachungeprüfte für Naturwissenschaft, Technik und Kunst
Quelle: ideogram.ai
Der Mangel an Lehrpersonen ist in den STEAM-Fächern besonders groß. Die Qualifizierung Fachungeprüfter und Quereinsteigender bietet sich an, um diese Lücke zeitnah zu schließen. ProQ-STEAM untersucht, wie der frühe Ein- oder der Umstieg in den Lehrberuf in naturwissenschaftlichen Fächern, Technik & Design und Kunst & Gestaltung gelingt und wie sich die professionelle Identität bildet.
ProQ-STEAM widmet sich der Professionalisierung von Lehrpersonen im fachfremden Unterricht. Untersucht werden Herkunftsbiografie, Persönlichkeit, Lehrpersonenidentitäten und professionelle Kompetenz von Fachungeprüften und Quereinsteigenden in naturwissenschaftlichen Fächern, Technik und Kunst. Ziel ist es, durch quantitative wie auch qualitative Forschung – in Verzahnung von fachdidaktischer Forschung mit Bildungsforschung – evidenzbasierte Handlungsempfehlungen für die Praxis und für die Bildungspolitik abzuleiten.
„Wir vermuten, dass der Lehrpersonenmangel in STEAM-Fächern und daraus resultierend der Einsatz fachungeprüfter und quereinsteigender Lehrpersonen zu Einbußen in der Unterrichtsqualität führen kann. Andererseits könnten gerade authentisch auftretende, fachlich versierte Quereinsteigende mit ihren unterschiedlichen Bildungsbiographien das Interesse der Lernenden wecken. Wir freuen uns darauf, die Fachungeprüften und Quereinsteigenden in den "kleinen" STEAM-Fächern, nämlich in Kunst & Gestaltung, in den naturwissenschaftlichen Fächern sowie in Technik & Design wissenschaftlich zu begleiten und so ihre Motivation, ihre Identität als Lehrperson und ihr Wissen und Können zu erforschen." (Projektleitung)
Thematische Ausrichtung: Fachfremder Unterricht
Beteiligte Insitutionen: Karl-Franzens-Universität Graz, Universität Innsbruck, Universität Mozarteum Salzburg, Pädagogische Hochschule Tirol, Pädagogische Hochschule Steiermark, Akademie der bildenden Künste Wien
Lead: HS-Prof. Dr. Christian Vollmer, PH Tirol, christian.vollmer@ph-tirol.ac.at
Konsortiumsmitglieder: HS-Prof. Dr. Sebastian Goreth, PH Tirol | Univ.-Prof. Dr. Jan Grünwald, Uni Mozarteum Salzburg | Univ.-Prof. Dr. Suzanne Kapelari, Uni Innsbruck | Univ.-Prof. Elke Krasny, PhD, Akademie der Bildenden Künste | HS-Prof. Dr. Ingrid Krumphals, PH Steiermark| Univ.-Prof. Dr. Kathrin Otrel-Cass, Uni Graz | Ass.-Prof. Thomas Schubatzky PhD, Uni Innsbruck
- Distance Learning Studie
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Distance Learning Studie
Eine Online-Befragung untersucht derzeit, wie 2317 Tiroler Lehrkräfte unter den diversen Voraussetzungen aller Schultypen mit dem erzwungenen Fernunterricht während der Corona-Krise umgehen und wie sie sich eine Rückkehr zum Präsenzunterricht vorstellen können. Es wird erwartet, dass das Schulfach, die Schulstufe, der Schultyp und Vorerfahrung mit Fernunterricht im Vorfeld der Krise beeinflussen, was die Lehrkraft in der Krise vorfindet (bspw. geeignete Ausstattung für Fernunterricht). Daraus folgt, in welchem Umfang die Lehrkraft den Lehrplan in der Krise als Fernunterricht umsetzen kann, ob sie diesen als Erfolg bewertet und welche Schlussfolgerungen sie daraus für die Rückkehr zum Präsenzunterricht zieht. Parallel dazu beeinflussen individuelle Unterschiede in der Persönlichkeit der Lehrkraft, wie stark, motiviert oder ängstlich sie durch die Krise geht und wie sie ihren Tag im Homeoffice strukturiert. Erkenntnisse aus der Studie können dazu beitragen, die Lehrkräfteausbildung an der PH Tirol im Hinblick auf Distance Learning zu verbessern.
Projektleitung: Christian Vollmer
- Einsatz von Videovignetten zur Messung (fach)didaktischer Lehrkompetenz
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Einsatz von Videovignetten zur Messung (fach)didaktischer Lehrkompetenz
Die Messung (fach)didaktischer Lehrkompetenz (Wissen und Können) wurde in bisherigen Studien entweder durch qualitativ orientierte Herangehensweisen (bspw. in Videoanalyse) oder quantitativ (bspw. mit Vignettentests) konzipiert. Im Fokus eines Vignettentests steht die Messung der praktischen Umsetzung facettenreicher (fach)didaktischer Kompetenz als Wissen und Können im Klassenzimmer. Implizites Wissen und Können soll so auf einer expliziten Wissensebene abgefragt werden. Qualitätskriterien eines validen Messinstruments der Lehrkompetenz sind unterrichtsrelevante Vignetten mit eindeutigen Normwerten. Dabei werden die Testinstrumente auf ihre Konstruktvalidität (kriteriale Maße wie bspw. die Feststellung eines Kompetenzzuwachses im Studienverlauf bzw. mit ansteigender Lehrerfahrung) und ihre Sensitivität (Testwiederholungseffekte) untersucht.
Projektleitung: Christian Vollmer
- International Teacher Programm (InterTeach Programm)
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International Teacher Programm (InterTeach Programm)
Das International Teacher (InterTeach) Program verknüpft zwei aktuelle Herausforderungen des Bildungssystems und Schulwesens. Einerseits herrscht in spezifischen Fächern über alle Schulformen hinweg ein Lehrkräftemangel. Andererseits befinden sich unter Migrant:innen, auch unter den Geflüchteten, Lehrkräfte aus dem Ausland, die sehr hohen Hürden für den Widereinstieg gegenüberstehen. Mit dem Inter-Teach Programm werden beide Herausforderungen aufgegriffen, indem Lehrkräfte mit Berufsabschluss im Ausland in sogenannten Mangelfächern für den Anpassungslehrgang qualifiziert werden.
Das InterTeach-Programm wird in Schleswig-Holstein von den Universitäten Kiel und Flensburg angeboten. Lehrkräften mit Berufsabschluss im Ausland – auch geflüchteten – wird im Rahmen des InterTeach-Programms in ausgewählten Mangelfächern die Möglichkeit geboten:
- ihre Sprache, Fachsprache und ihr Hörverstehen bis auf das GER-Niveau C2 zu steigern und diese Fähigkeiten in pädagogischen Handlungsfeldern sowie in der Schule zu erproben,
- das Schulsystem in Deutschland inkl. seines Bildungsauftrages zu verstehen,
- fehlende Kompetenzen im Fach, der Fachdidaktik und der Pädagogik gemäß Anpassungsbescheid zu erwerben sowie
- fachdidaktische Vermittlung kennen zu lernen und zu erproben.
Sie sind nach Abschluss des InterTeach Program qualifiziert, am verkürzten Anpassungslehrgang des IQSH in mindestens einem Unterrichtsfach teilzunehmen und sich nach dem erfolgreichen Abschluss des Anpassungslehrganges für den Schuldienst in Schleswig-Holstein als mindestens Ein-Fach-Lehr-kraft zu bewerben.
Über die Zielgruppe Lehrkräfte mit Bildungsabschluss im Ausland ist bisher nur sehr wenig bekannt. Dies ist jedoch sowohl für die erfolgreiche Durchführung von Reprofessionalisierungsprogrammen als auch für den erfolgreichen Übergang in den Lehrberuf notwendig. Durch Professorin Nele Kampa an der Pädagogischen Hochschule Tirol werden vereinzelte Forschungsthemen im Rahmen des InterTeach Programms bearbeitet. Hierzu zählt in einem ersten Schritt eine Analyse der Berufsbiographien, Motivationslagen für den Wiedereinstieg in den Beruf sowie Fähigkeiten und Fertigkeiten. Im weiteren Verlauf sollen die Gelingensbedingungen für den erfolgreichen Einstieg in den Lehrberuf an Schulen in den Blick genommen werden. Mit den Forschungsprojekten werden somit folgende Forschungsfragen bearbeitet:
- Welche Fähigkeiten und Motivationslagen haben Lehrkräfte mit ausländischem Berufsabschluss?
- Welche Herausforderungen ergeben sich für die Integration von Lehrkräften mit ausländischem Berufsabschluss bei der Integration in den Schuldienst?
- Welche Bedingungsfaktoren an den Schulen führen zu einem adäquaten Einsatz von Lehrkräften mit ausländischem Berufsabschluss?
Projektleitung:
Kooperationspartner:
Katharina Pommerening (Christian-Albrechts-Universität zu Kiel)
Moritz Schneider (Europa-Universität Flensburg)
- Professionelle Unterstützung von leistungsschwachen Schüler:innen – Ergänzungsstudie Österreich zur IMPULSE Studie Deutschland (PULS:E)
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Professionelle Unterstützung von leistungsschwachen Schüler:innen – Ergänzungsstudie Österreich zur IMPULSE Studie Deutschland (PULS:E)
Das Forschungsprojekt ist an dem Projekt Intervention im Mathematik zur professionellen Unterstützung leistungsschwacher Schülerinnen und Schüler (IMPULSE) angegliedert. IMPULSE untersucht das Potential verschiedener Ansätze zur Förderung leistungsschwacher Schüler:innen an der sensiblen Stelle des Übergangs in die weiterführende Schule im Fach Mathematik. In PULS:E wird die spezifische Thematik Selbstwirksamkeit von Lehrkräften bezüglich des Umgangs mit leistungsschwachen Schüler:innen sowie die Unterrichtswahrnehmung dieser Schüler:innen beleuchtet. Hierbei werden prominente Heterogenitätskategorien wie sozioökonomischer Hintergrund, Migration und Geschlecht in die Betrachtung eingebunden. Des Weiteren wird mit dem Kooperationsprojekt das deutsche Forschungsvorhaben auf Österreich erweitert. Ziel des Projektes ist es, differenzierte Ergebnisse zur Determinanten des Unterrichts bezogen auf leistungsschwache Schüler:innen, auch im Rahmen der Lehrerprofessionalisierung, zu generieren.
Im Rahmen der Kooperation werden (a) die Daten des deutschen Projekts zur Selbstwirksamkeit der Lehramtsstudent:innen sowie (b) Daten einer österreichischen Erhebung zur Selbstwirksamkeit der Lehramtsstudent:innen verwendet. Zusätzlich werden Sekundäranalysen mit den Daten des Institut des Bundes für Qualitätssicherung im österreichischen Schulwesen (IQS) zur Unterrichtswahrnehmung von Schüler:innen durchgeführt. Die österreichische Studie wird an drei Standorten in Österreich durchgeführt und wird ca. 200 Lehramststudierende umfassen. Für die Erhebung werde Online-Fragebögen verwendet, welche im zweiten Schritt mit quantitativen Methoden ausgewertet werden. Das Forschungsdesign wird die Möglichkeit bieten, Vergleiche zwischen Deutschland und Österreich vorzunehmen. Abschließend wird (mit den deutschen Daten) die Auswirkung einer Intervention auf die Selbstwirksamkeit der die Intervention durchführenden Lehramtsstudierenden untersucht.
Projektleitung:
Promovendin:
Kooperationspartner:
Olaf Köller, Janina Roloff-Bruchmann, Karin Guill (Leibnitz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik/IPN Kiel)
Christoph Weber (Pädagogische Hochschule Oberösterreich)
- Professionalisierungsprozesse beim Berufseinstieg
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Professionalisierungsprozesse beim Berufseinstieg
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Analyse zur Induktionsphase im Verbund LehrerInnenbildung West
Mit dem Bundesrahmengesetz BGBI. I Nr. 211/2013 wurde die gesetzliche Grundlage für die angeleitete Berufseinführung durch einen formellen Mentoring-Prozess im Rahmen der Induktionsphase geschaffen. Vertragslehrpersonen unterschiedlicher Schultypen werden im ersten Dienstjahr von Mentor*innen begleitet.
Ziel der Induktionsphase ist laut Empfehlungen der Expert:innengruppe der Lehrer:innenbildung Neu die Etablierung einer persönlichen, professionsbezogenen und sozialen Unterstützung für Berufseinsteiger:innen.
Das Kooperationsforschungsprojekt fokussiert den Professionalisierungsprozess der Berufseinsteiger*innen aller Schultypen im Kontext des Mentoring-Prozesses in der Induktionsphase und geht folgenden Forschungsfragen nach:
„Wie zeigt sich der Professionalisierungsprozess der Lehrer:innen beim Berufseinstieg und wie können Schulen und Bildungsdirektionen die Professionalisierungsprozesse von Berufseinsteiger:innen unterstützen?“
Die Datenerhebung erfolgt mittels semi-strukturierten Interviews mit Berufseinsteiger:innen (n = 15) im Rahmen der begleitenden Induktions-Lehrveranstaltungen an der Pädagogischen Hochschule Tirol und an der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule Edith Stein.
Ziel des Forschungsprojektes ist die Identifikation von Erkenntnissen basierend auf quantitativer und qualitativer Datenanalyse, die zur weiteren Qualitätsentwicklung im Bereich des Schulmanagements, der begleitenden Lehrveranstaltungen zur Induktionsphase an den Hochschulen, in den Hochschullehrgängen Mentoring etc. beitragen und eine dialogorientierte Basis für Ausbildungsinstitutionen und Schulbehörden gleichermaßen bilden.
Als Disseminationsbeiträge sind sowohl Fachartikel in international anerkannten Medien als auch Vorträge und Diskussionen im Rahmen von Tagungen (z.B. ÖFEB 2020 in Linz) geplant.
Kooperationsforschungsprojekt
Vasileios Symeonidis (Universität Graz)
Klaus Schneider (Pädagogische Hochschule Tirol)
Elisabeth Haas (Kirchliche Pädagogische Hochschule Edith Stein)
Projektlaufzeit
02/2020 – 09/2021