Thema: "Weises Handeln im Hochschulkontext? Erkenntnisse aus der Weisheitsforschung"
Die Tiroler Hochschulkonferenz und ihre Vorsitzende Rektorin Regine Mathies empfingen Persönlichkeiten aus Bildung, Kultur und Politik zum Austausch an der PH Tirol. Im Mittelpunkt des Tiroler Hochschulempfangs stand der interaktive Vortrag von Weisheitsforscherin Judith Glück zum Thema „Weisheit im Hochschulkontext“.
Tiroler Hochschulempfang am 21.11.2024 an PH Tirol
Über achtzig Gäste aus Bildung, Kultur und Politik, vornehmlich aus den acht Tiroler Hochschulen, trafen sich am Donnerstag, den 21.11.2024 auf Einladung der Tiroler Hochschulkonferenz und ihrer Vorsitzenden Rektorin Regine Mathies. Landesrätin Cornelia Hagele und Vizebürgermeister Georg Willi überbrachten Grußworte. Im Mittelpunkt des Tiroler Hochschulempfangs standen der interaktive Vortrag mit Diskussion von Weisheitsforscherin Judith Glück sowie der anschließende informelle Austausch.
THK-Vorsitzende Rektorin Regine Mathies: „Tirol ist ein starker Hochschulstandort. Mit seinen Fachhochschulen und Universitäten für Medizin und Gesundheit, Wirtschaft, Technik und Management, den Pädagogischen Hochschulen und der Universität Innsbruck verbinden sich unterschiedliche Perspektiven, Schwerpunkte und Zugänge. Gruppen können weiser entscheiden als ihr weisestes Mitglied – aber nur, wenn Gruppen heterogen sind, so Weisheitsforscherin Judith Glück. Die acht Tiroler Hochschulen bringen damit gute Voraussetzungen mit, den Hochschulstandort zum Wohl der Gesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft weise und nachhaltig zu entwickeln. Dafür setzt sich die Tiroler Hochschulkonferenz ein.“
Weisheitsforscherin Judith Glück
Weisheitsforscherin Judith Glück, Professorin für Entwicklungspsychologie an der Universität Klagenfurt, sprach zum Thema „Weises Handeln im Hochschulkontext? Erkenntnisse aus der Weisheitsforschung“. Dem Integrativen Modell für weises Handeln aus der Forschung Judith Glücks zufolge, zeichnet sich weises Handeln durch kognitive Kompetenzen, z.B. Wissen, aber auch ein Bewusstsein für die Relativität des Wissens, die Bereitschaft zuzuhören, Offenheit für andere Perspektiven und Neugier, aus. Zur Weisheit gehören aber auch stets nicht-kognitive Kompetenzen, wie das Setzen von Zielen für ein „Greater Good“, oder die Fähigkeit, die eigenen Gefühle zu regulieren. Verfügt man über all diese Kompetenzen, auch in Stresssituationen, ist man in der Lage, weise zu handeln.
Sind Systeme offen für weises Handeln? Weisheit – und Weisheitshindernisse – im Hochschulkontext
Weisheit braucht es v.a. in komplexen Situationen mit hohem Unsicherheitsfaktor, für die es keine eindeutig beste Lösung gibt. Diese Situationen können sich auf die individuelle, familiäre, gesellschaftliche und internationale bzw. globale Ebene beziehen.
Am Beispiel der Hochschulen zeigte Judith Glück auch konkrete Weisheitshindernisse oder Stolpersteine für Weisheit auf, etwa Arroganz, ein starker Fokus auf Ruhm und Ehre, aber auch divenhaftes Verhalten, die weisem Handeln entgegenstehen. Dabei sind immer auch Systemfaktoren wirksam, die Weisheitshindernisse befördern. Im Hochschulkontext wären das z.B. Kriterien der Auswahl und Belohnung von Wissenschaftler:innen, eine mangelnde Unterstützung in der Entwicklung interpersoneller Kompetenzen oder ein hoher Leistungs-, Rollen- und Zeitdruck.
Dass sich Weisheit nicht immer durchsetzt, weises Handeln also nicht grundsätzlich zu (gängigen Vorstellungen von) Erfolg führt sowie die Frage, welche konkreten Lösungen nun die besten für unser Wohlergehen sind, darin liegen aktuelle gesellschaftliche Aufgaben.
Tiroler Hochschulkonferenz
Die Tiroler Hochschulkonferenz agiert seit 2009 als gemeinsames Gremium aller acht Tiroler Hochschulen, um zentrale Bildungsanliegen voranzubringen, Synergien zu schaffen und Tirol als führenden Bildungs- und Wissenschaftsstandort nachhaltig zu stärken.
Mit über 40.000 Studierenden, rund 8.000 Mitarbeiter:innen sowie einem jährlichen Budgetvolumen von über 750 Millionen Euro tragen die Tiroler Hochschulen maßgeblich zur wirtschaftlichen, wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung des Landes bei.
Zur Tiroler Hochschulkonferenz zählen die Rektor:innen der drei Fachhochschulen, fh gesundheit (FHG), Fachhochschule Kufstein Tirol und Management Center Innsbruck (MCI), der zwei Pädagogischen Hochschulen, Pädagogische Hochschule Tirol (PH Tirol) und Kirchliche Pädagogische Hochschule Edith Stein (KPH-ES), und der drei Universitäten, Universität Innsbruck, Medizinische Universität Innsbruck und die Private Universität für Gesundheitswissenschaften, Medizinische Informatik & Technik (UMIT).
Seit 3. September 2024 ist Rektorin Regine Mathies Vorsitzende der Tiroler Hochschulkonferenz.