Die aktuelle Ausgabe transfer 7 zum Thema "Berufliches Lernen zwischen Handwerk und Kopfwerk" ist im Dezember 2021 erschienen und im Buchhandel oder direkt beim Verlag Julius Klinkhardt erhätlich.
Über die Ausgabe:
Berufliches Lernen befasst sich mit der Bedeutung des Lernens im Berufskontext. Dies betrifft zum einen konkrete Inhalte der Aus-, Fort- und Weiterbildung, zum anderen die unmittelbare Praxis eines Berufes und darin enthaltene Lerndimensionen. Aus Forschungsperspektive stellen sich vor allem Fragen nach den Voraussetzungen, Gelingensbedingungen, Stärken, Schwächen und Zielen, die mit den verschiedenen Möglichkeiten des beruflichen Lernens verbunden sind. Dabei muss geklärt werden, inwiefern diese Fragen angesichts aktueller gesellschaftlicher Veränderungen und Dynamiken (z. B. Migration, Digitalisierung, Globalisierung) einer Reformulierung bedürfen. Vor diesem Hintergrund möchte die aktuelle Ausgabe von transfer die jüngsten Entwicklungen und Diskussionen des beruflichen Lernens in Forschung und Praxis sichtbar machen.
Die vorliegenden Beiträge befassen sich mit Lern- und Gestaltungspotenzialen ausgewählter theoretischer Ansätze, sie stellen innovative Methoden vor und thematisieren die kontextuellen Bedingungen des beruflichen Lernens. Neben theoretischen Beiträgen sind auch solche zu innovativen Konzepten und zur gelebten Praxis beruflichen Lernens berücksichtigt. Abgerundet wird das Themenheft mit Forschungsskizzen, die aktuelle Ansätze und Projekte der Berufsbildungsforschung vorstellen.
Grundlagenartikel:
Bernd Gössling und Annette Ostendorf diskutieren auf Basis bildungstheoretischer Überlegungen die Bedeutung des Betriebes als Ort der beruflichen Bildung. Dabei nehmen sie insbesondere die Lehrausbildung, die Begleitung von Betriebspraktika sowie die betriebliche Weiterbildung in den Blick.
Susanne Kamsker und Theresa Feuchter zeigen anhand der Methode der Übungsfirma, wie Lehren und Lernen gestaltet werden kann, um eine ganzheitliche Entrepreneurship Education vor dem Hintergrund der digitalen Transformation umzusetzen.
Der Beitrag von Matthias Forcher-Mayr erschließt berufliches Lernen aus der Perspektive des Globalen Südens. Im Rahmen der Sustainable Development Goals sollte berufliches Lernen einem Anspruch folgen, der strukturelle Benachteiligungen in Verschränkung mit ökologischer Nachhaltigkeit thematisiert. Dies wird exemplarisch anhand eines Berufsbildungszentrums in einem Township in Südafrika untersucht.
Nicole Ackermann nimmt die Lehrplanrevisionen der kaufmännischen Berufsbildung in der Schweiz zum Anlass, die vorherrschenden curricularen Orientierungen in den Lehrplänen und die Kompetenzkonzepte, an denen sie sich anlehnen, zu analysieren.
Jacob Hawel und Volkmar Herkner zeigen die erweiterten Möglichkeiten des beruflichen Lernens im Rahmen der Neuregelung der Teilzeitberufsausbildung in Deutschland auf. Dabei stellt sich gerade die Theorie-Praxis-Verzahnung als zentrale Herausforderung dar, wenn es darum geht, neue Zielgruppen für die Ausbildung zu erreichen.
Gernot Dreisiebner widmet sich in seinem Beitrag der Fragestellung, inwieweit die in populären Jugendserien dargestellten Berufsbilder der Realität entsprechen und welche Bedeutung derartige, im Zuge des Medienkonsums implizit wahrgenommene Berufsbilder für die Berufswahl von Jugendlichen haben. Im Dialog zwischen Forschung und Praxis.
Die Herausgeber:innen des Themenhefts diskutieren mit einem Professor für Berufsbildungsforschung und dem Leiter eine Lehrlingsausbildung die Bedingungen, Möglichkeiten und Handlungsfelder des beruflichen Lernens.
Praxisbeiträge:
Daniela Hilber und Stefan Hilber veranschaulichen das Lern- und Gestaltungspotential der ressourcenorientieren Biografiearbeit an Beispielen der beruflichen Ausbildung von Fachkräften in den Bereichen Elementarpädagogik und Radiologietechnologie.
Jan Pranger, Claudia Müller und Jens Reißland zeigen, wie die Leittextmethode als Rahmen für die Gestaltung einer innovativen Berufsbildung für nachhaltige Entwicklung eingesetzt werden kann. Im Zentrum stehen Lernaufgaben, die einen reflexiven Umgang mit Widersprüchen fördern.
Regine Mathies stellt mit dem „Patensystem“ ein Lehrveranstaltungskonzept vor, das die Lernortkooperation zwischen Schule und Betrieb in der Ausbildung von Lehrer:innen an beruflichen Schulen intensivieren soll.
Peter Schumacher zeigt anhand des Ausbildungsprojekts „Ötztaler Genussbotschafter“, wie dem Fachkräftemangel im Saisontourismus mit Nachhaltigkeit, Innovation und regionalem Mehrwert begegnet werden kann.
Forschungsskizzen:
Christian Vollmer und Sebastian Goreth erforschen im Rahmen einer Interventionsstudie die Effekte inner- und außerschulischer Lernorte auf die Berufsorientierung.
Petra Ziegler und Heidemarie Müller-Riedlhuber vergleichen in einem durch das Arbeitsmarktservice Österreich beauftragten Forschungsprojekt Good-Practice-Beispiele für „Berufspraktika“ in Belgien, Deutschland, den Niederlanden, der Schweiz und Slowenien.
Ingrid Hotarek stellt ein Forschungsdesign vor, das die Sichtweisen von Berufsschullehrkräften in Bezug auf die Anforderungen und Strategien im Unterricht mit Schüler:innen mit Fluchtbiografie untersucht.
Jürgen Bauer und Christine Lassacher präsentieren zwei Untersuchungen zur „Lernwelt Berufsschulinternat“, in denen sie die Erwartungen von Lehrlingen und Lehrbetrieben an das pädagogische Leistungsspektrum von Kurzzeitinternaten erforschen.
Editorial (en)
Vocational learning deals with the meaning of learning in a vocational context. On the one hand, it comprises the dimensions of vocational education and continuing professional development, and on the other hand, the concrete practice of a profession and its implications for learning. From a research perspective, questions arise about the requirements, preconditions, strengths, weaknesses and goals associated with the various settings of vocational learning. However, it has yet to be clarified to what extent these questions require reformulation/adaption in the light of current social changes and global developments (e.g., migration, digitization, globalization). Against this background, the current issue of transfer aims to make visible the latest developments and discussions of vocational learning in research and practice. The contributions in this issue address learning potentials that derive from distinctive theoretical approaches, they present innovative methods and discuss the contextual conditions of vocational learning. In addition, innovative concepts are also included as well as examples of the established practice of vocational learning. The issue concludes with research drafts that present current approaches and projects within Vocational Education and Training.