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Mehrsprachigkeit im Fokus

Mehrsprachigkeit im Fokus

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Großer Bedarf an Wissen über Mehrsprachigkeit an Volksschulen zeigte sich am Studientag der PHT zur sprachlichen Bildung in der Volksschule.


Innsbruck, am 5.10.2021 – Vergangenen Samstag, den 2. Oktober 2021, brachte ein Studientag an der Pädagogischen Hochschule Tirol (PHT) unter dem Motto „Die Gegenwart ist mehrsprachig, die Zukunft auch“ von 9 – 17 Uhr Expert:innen aus Wissenschaft und Praxis mit Lehrer:innen und Schulleiter:innen an Volksschulen zusammen, um das Thema Mehrsprachigkeit differenziert und praxisnah zu diskutieren und Möglichkeiten eines konstruktiven und förderlichen Umgangs damit aufzuzeigen.

„An unserer Schule ist es Kindern verboten, am Schulhof Türkisch zu sprechen“, berichtet ein teilnehmender Lehrer beim Studientag. „Er ist Lehrer für muttersprachlichen Unterricht an einer Volksschule. Sprache ist ein wesentlicher Teil der Identität. „Dürfen Kinder sich nicht in „ihrer“ Sprache verständigen, schränkt sie das nicht nur in ihren Ausdrucksmöglichkeiten ein, sie erleben es auch als Abwertung ihrer Person“, so Nataṧa Maroṧevac von der Schulberatungsstelle für Migrant:innen. 
Die Vielfalt der Sprachen, die mehrsprachig aufwachsende Kinder mit ins Klassenzimmer bringen, wird als Herausforderung wahrgenommen, auf die sich viele Pädagog:innen nur unzureichend vorbereitet fühlen. Doch wie können Kinder, die mit sehr unterschiedlichen Voraussetzungen in die Schule kommen, in ihrer sprachlichen Entwicklung bestmöglich unterstützt werden? Wie kann es gelingen, auch die Mehrsprachigkeit von Kindern konstruktiv für das gemeinsame Lernen zu nutzen? 

 

Großes Interesse an den Inhalten des Studientags

Mehr als 50 Lehrer:innen und Schulleiter:innen aus Tiroler Volksschulen waren vergangenen Samstag, 2. Oktober 2021, zum Studientag an der PHT unter dem Motto „Die Gegenwart ist mehrsprachig, die Zukunft auch“ gekommen, um mit Expert:innen über solche Fragen, Herausforderung und Chancen sprachlicher Diversität in Lerngruppen zu diskutieren. Außerdem wurden im Rahmen des Studientags bewährte Zugänge und Modelle sprachlicher Förderung im Kontext von Mehrsprachigkeit an die interessierten Teilnehmer:innen vermittelt.


Im Rahmen des Studientags zeigte etwa Inci Dirim, Professorin für Deutsch als Zweitsprache an der Universität Wien, anhand von Schüler:innentexten einer bilingual türkisch-deutsch ausgerichteten Schule in Hamburg, wie kreativ Kinder sprachliche Mittel aus beiden Sprachen nutzen, um ihre Geschichten zu erzählen. „Die Sorge, die Kinder könnten zu wenig Deutsch lernen, wenn sie je nach Situation verschiedene Sprachen im Unterricht verwenden dürfen, erweist sich als unbegründet“, so die Sprachwissenschaftlerin. Julia Festman, Professorin für Mehrsprachigkeit an der Pädagogischen Hochschule Tirol, kritisiert, dass der Redeanteil von Kindern im Unterricht nach wie vor sehr gering sei: „Guter Sprachunterricht soll sprachbewusst, sprachintensiv und sprachsensibel, aber auch diversitätssensibel sein und Kindern z.B. möglichst viele Redeanlässe bieten“.

 

Fünf Workshops im Rahmen des Studientags an der PHT

In fünf Workshops wurden Praxisbeispiele sprachlicher Förderung für den Unterricht gezeigt, Teilnehmer:innen konnten Einblick in Migrationssprachen gewinnen und sich mit den Stolpersteinen der deutschen Sprache vertraut machen, sich intensiv mit bilingualen Schüler:innentexten auseinandersetzen, das im Auftrag der Vorarlberger Landesregierung entwickelte 5-Bausteine-Modell für eine umfassende sprachliche Bildung, aber auch ganz praktische Unterrichtsideen für den Unterricht kennenlernen, z.B. dialogisches Vorlesen, den Lesefächer für die Arbeit mit Texten sowie den gezielten Einsatz von Hörstiften und eine Vielzahl von Ideen für den noch bewussteren Umgang mit Sprache im Unterricht. 
Das Integrationsleitbild des Landes Tirol stellte Johann Gstir vor, Nataṧa Maroṧevac und Gamze Kiliç informierten über den muttersprachlichen Unterricht. Eine Schatzkiste nicht nur für Pädagog:innen ist die Website des „NCOC Bildung“ im Kontext von Migration und Mehrsprachigkeit (BIMM), eine Vertreterin war über Video zugeschaltet.
„Wir brauchen viel Input“, resümiert eine Schulleiterin, die mit drei ihrer Lehrerinnen aus dem Westen Tirols zum Studientag angereist war. „Und wir brauchen Schulleiter:innen und Lehrer:innen wie Sie, die die Mehrsprachigkeit der Schüler:innen schätzen und eine umfassende sprachliche Bildung fördern“, ergänzt einer der Teilnehmer. 

Bildrechte Galerie
Sabine Kroneder und Christine Reiter