Mein Erasmussemester in Riga hat alle meine Erwartungen übertroffen. Und um ehrlich zu sein, es ist auch ziemlich anders verlaufen, als ich es erwartet habe.
Ich bin gemeinsam mit meiner Freundin und Studienkollegin Lena Ende Jänner 2020 nach Riga geflogen. In der ersten Woche, der sogenannten „Student Welcome Week“, haben wir an mehreren Events teilgenommen, um unsere zukünftigen Erasmus-Kollegen kennenzulernen („Speed-Friending“, City Tour, Bar Hopping Event, traditioneller „Latvian Evening“, Bowling, ect.). Unsere zwei Erasmus-Buddys (beide sehr gute Freunde von uns geworden) haben uns auch gleich herzlich willkommen geheißen und einen großen Teil dazu beigetragen, dass wir unseren Aufenthalt in Riga so positiv erlebt haben.
Der Start auf der Uni war super organisiert und wir haben uns gleich gut zurechtgefunden. Auch die Koordinatoren der Gastuniversität waren außerordentlich bemüht und engagiert und haben keine Kosten und Mühen gescheut, uns einen reibungslosen und angenehmen Aufenthalt in Riga zu ermöglichen.
Unsere Fakultät (Faculty of Education) war zwar relativ weit vom Zentrum bzw. unserer Wohnung entfernt (ca. 40 Min mit dem Bus), was aber gar nicht so schlimm war, weil es mit den Öffis recht gut erreichbar ist und wir dadurch auch die letzten Ecken der Stadt kennengelernt haben. Die Praxis in der Volksschule war eine ganz besonders spannende Erfahrung, weil wir viele verschiedene Fächer und Lehrpersonen erleben durften und unter anderem auch die Möglichkeit hatten, „Deutsch als Fremdsprache“ zu unterrichten, da diese Schule einen Deutsch-Schwerpunkt hatte.
Wir haben zusätzlich zur Schulpraxis 5 Lehrveranstaltungen an der Partneruni besucht und waren damit größtenteils sehr zufrieden. Besonders angenehm war, dass wir uns die Kurse selbst zusammenstellen und somit unserem eigenen (Freizeit-)Zeitplan anpassen konnten. Die Professorinnen und Professoren waren kompetent, hilfsbereit und sehr fair. Die meisten Lehrveranstaltungen besuchten wir gemeinsam mit den lettischen Studentinnen und Studenten, wobei ich sagen muss, dass wir, außer bei Gruppenarbeiten auf der Uni, eher wenig Kontakt mit den „Locals“ hatten – leider.
Dafür haben wir uns außerhalb der Uni viel mit der Kultur und vor allem der Sprache auseinandergesetzt. Chorproben und Yoga-Kurse zum Beispiel – alles auf Lettisch, was echt interessant aber durchaus eine kleine Challenge war…
Riga an sich ist super studentenfreundlich, lockt junge Leute mit ihren vielen gemütlichen Bars und charmanten Cafés (!) an und bietet auch ein sehr gutes Nachtleben, um die ein oder andere Party oder ganz einfach das Erasmus-Leben zu feiern. Die Stadt ist auch was das Geldbörserl betrifft eine wortwörtlich „günstige“ Destination und besonders für reiselustige Studenten ein sehr beliebtes Erasmusziel, weil man von der Hauptstadt aus sehr unkompliziert und schnell in die benachbarten Länder reisen kann. Mit dem Bus um ein paar wenige Euro nach Vilnius und Tallin, mit dem nächsten Flieger nach Oslo, Helsinki, Stockholm und Sankt Petersburg oder mit einem Bus voller Erasmusstudenten gemeinsam eine Woche nach Lappland. Das alles stand zumindest auf unserer Liste, bevor das Coronavirus uns leider einen Strich durch die Rechnung machte und der Großteil unserer Reisen gecancelt wurde.
Ich gebe zu, an die Mentalität der Letten muss man sich gewöhnen. Lernt man die Letten aber erstmal kennen, entpuppen sie sich sehr schnell zu wirklich netten und hilfsbereiten Menschen. Unsere Divise: Von der „nicht allzu herzlichen Art“ mancher Leute auf Rigas Straßen nicht beeindrucken lassen und trotzdem immer freundlich grüßen, manchmal grüßt dann sogar wer zurück! ?
Trotz Pandemie und Ausnahmezustand haben wir die Zeit, die wir in Lettland verbringen durften, unglaublich genossen. Wir haben eine neue Stadt, eine neue Kultur, eine neue Art des Unterrichtens und so viele neue Menschen aus aller Welt kennengelernt und die Erinnerungen und Erfahrungen, die man auf so einer Reise sammelt, sind wahnsinnig wertvoll und bereichernd.
Das war sicher nicht das letzte Mal, dass ich dieses Land besucht habe, soviel steht fest! Und ich kann ein Erasmus-Semester – vor allem in Riga - wirklich jeder und jedem ans Herz legen und empfehlen!
