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Tagung Lernstörungen - Hürden im Lernen überwinden...

Tagung Lernstörungen - Hürden im Lernen überwinden...

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...Chancen schaffen: Tagung Lernstörungen am 28.6.2025 für Lehrer:innen, Expert:innen und Interessierte
 

Am Samstag, den 28.6.2025 fand an der PH Tirol die Tagung „Hürden im Lernen überwinden – Chancen schaffen“ rund um das Thema Lernstörungen statt. Mehr als hundert Lehrer:innen, Expert:innen und Interessierte aus ganz Österreich, Südtirol und Bayern widmeten sich dabei den vielfältigen Herausforderungen, die Schüler:innen von der Volksschule bis zum Gymnasium im Lernalltag erleben. Im Mittelpunkt standen neueste Forschungsergebnisse sowie praxisorientierte Förderkonzepte, um Lehrkräften, Therapeut:innen etc. umfassende Unterstützungsmöglichkeiten aufzuzeigen – denn eine lebendige Zusammenarbeit stärkt schulischen Erfolg langfristig. Der Blick richtete sich dabei vom Defizit hin zur Ressource. 

Tagung Lernstörungen: von Matheangst, Schwächen beim Lesen bis zur Konzentration
In verschiedenen Fachvorträgen wurden einen Tag lang aktuelle Themen behandelt, die Schüler:innen heute – von der Volksschule bis zum Gymnasium – vor bisweilen große Herausforderungen in Mathe und Deutsch stellen: die weit verbreitete Mathe-Angst und wie man ihr effektiv begegnet, Rechtschreibanalyse als Grundlage individueller Förderung, und gezielte Förderung von Jugendlichen mit Lese-Rechtschreib-Schwäche (LRS) auch in Hinblick auf sozial-emotionale Fähigkeiten. Zudem wurde gezeigt, wie Gedächtnis- und Konzentrationstraining den Lernerfolg unterstützen kann. Abgerundet wurde die Tagung durch einen Vortrag zum Thema Addieren und Subtrahieren in der ersten Klasse Volksschule, der wichtige Einblicke und Anregungen für Strategien zur Stärkung des individuellen Mathe-Lernens vermittelte.

Die Leiterin der Fachstelle für Gender-, Diversitätskompetenz und Inklusion und Organisatorin der Tagung Silvia Pixner möchte Schule als Lern- und Entwicklungsraum für alle gestalten: „Als Fachstellenleiterin sehe ich es als unsere gemeinsame Aufgabe, Schule so zu gestalten, dass alle Kinder – unabhängig von ihren Startbedingungen – die Möglichkeit haben, sich individuell zu entwickeln. Differenzierte Zugänge zum Lernen, die auf die einzelnen Schüler:innen zugeschnitten sind, sind keine Sonderwege, sondern grundlegende Prinzipien guter Bildung. Sie ermöglichen es, Stärken zu erkennen, gezielt zu fördern und individuelle Lernwege zu unterstützen. Unsere Gesellschaft lebt von Vielfalt. Sie braucht Menschen mit unterschiedlichen Talenten, Blickwinkeln und Fähigkeiten. Nur so kann sie flexibel, kreativ und zukunftsfähig bleiben. Ein Blick vom Defizit hin zur Ressource auch in unserem Schulsystem ist daher vielversprechend. Als Organisatorin der Tagung war es für mich daher besonders wichtig, nicht nur fundiertes Wissen zu vermitteln, sondern auch Raum zu öffnen für Austausch, Reflexion und Weiterentwicklung. Gemeinsam können wir daran arbeiten, Lernräume zu schaffen, in denen jedes Kind – mit oder ohne Lernstörung – gesehen, verstanden und gefördert wird.“

Theorie & Praxis: vom Defizit zur Ressource, denn Lernen ist kein einheitlicher Prozess
Die Tagung richtete sich an Pädagog:innen, Psycholog:innen, Therapeut:innen sowie an alle Interessierten. Geboten wurden nicht nur theoretische Einblicke, sondern auch praxisnahe Ansätze zur Förderung betroffener Kinder und Jugendlicher, um ihnen erfolgreiche Bildungswege zu ermöglichen. Die Veranstaltung diente damit einerseits der kontinuierlichen fachlichen Weiterbildung der Teilnehmenden, andererseits schuf sie einen wertvollen Raum für intensiven Austausch und Vernetzung unter Kolleg:innen über die Grenzen Österreichs hinaus. So konnten gemeinsam bewährte Strategien im Umgang mit Lernstörungen ausgetauscht, neue Perspektiven gewonnen und gemeinsam Wege gefunden werden, um Schüler:innen mit besonderen Lernbedürfnissen nachhaltig und individuell zu fördern, denn Lernen ist – unabhängig von der Tatsache, ob eine Lernstörung besteht oder nicht, – kein einheitlicher Prozess.
Die Tagung zeigte eindrucksvoll, wie vielschichtig die Herausforderungen im schulischen Lernen für Kinder und Jugendliche sein können – und gleichzeitig, welches enorme Potenzial in der Vielfalt von Schüler:innen liegt, wenn es gelingt, auch im Schulsystem den Blick vom Defizit hin zur Ressource der Schüler:innen zu richten. 

Inklusion und Sonderpädagogik gemeinsam denken
Vizerektor Gregor Örley nahm die Tagung zum Anlass, um Sonderpädagogik und Inklusion als Konzepte zu thematisieren, die oftmals konträr wahrgenommen und diskutiert würden. Während Sonderpädagogik das einzelne Kind, dessen Bedürfnisse und Neigungen in den Fokus nehme, um zum Lernerfolg zu kommen, bedeute Inklusion, allen Menschen unabhängig von ihren Fähigkeiten die gleichberechtigte Teilhabe zu ermöglichen. Sie fordere, Barrieren abzubauen und Vielfalt zu akzeptieren und stelle damit einen wertvollen gesellschaftlichen Fortschritt dar. Oft würde diskutiert, ob Inklusion die Sonderpädagogik ersetzen solle. Doch diese Sichtweise greife zu kurz, so Gregor Örley in seiner Begrüßung. 

Manche Kinder benötigten im Rahmen des Klassenunterrichts spezialisierte Unterstützung, die Lehrende mit einer sonderpädagogischen Qualifikation besser leisten können als ohne. Es sei eine hohe Kunst, Unterricht so zu gestalten, so dass er – mit individuell abgestimmten Methoden – Lernerfolge gleichzeitig für sehr unterschiedliche Kinder ermöglicht. 

Vizerektor Gregor Örley sprach sich bei der Eröffnung der Tagung dafür aus, Sonderpädagogik und Inklusion gemeinsam zu denken: „Sonderpädagogik ist kein Widerspruch zur Inklusion – sie ist aber oft eine gute Voraussetzung derselben. Wenn wir beide Ansätze gemeinsam denken, entsteht ein System, das flexibel auf unterschiedliche Bedürfnisse eingehen kann. Es geht nicht nur um Einbeziehung von Kindern oder Jugendlichen mit Lernstörungen oder Behinderungen, es geht grundsätzlich um Unterricht, der den verschiedenen Einzelnen – mit ihren individuellen Begabungen, Schwächen, Behinderungen und Stärken – tatsächlich Erfolge ermöglicht.  Es geht nicht um „entweder oder“, sondern um „sowohl als auch. Fangen wir an, Strukturen zu schaffen, in denen Vielfalt nicht nur gewollt, sondern professionell begleitet wird – durch Inklusion und Sonderpädagogik, Hand in Hand.“