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Tagung Holocaust Education in der Primarstufe

Tagung Holocaust Education in der Primarstufe

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Die Frage, wie Holocaust-Education – dh. die Vermittlung von Verfolgung und Ausgrenzung in der Zeit des Nationalsozialismus – an Volksschulen gelingen kann, thematisierte eine internationale Tagung, die am 20. und 21. April 2023 an der PH Tirol stattfand. Vorgestellt wurden dabei erstmals neue Lernmaterialien für die Volksschulen mit Tirolbezug. Geboten wurden außerdem ein Stadtspaziergang zum Thema „jüdisches Innsbruck“ sowie ein Zeitzeuginnengespräch mit der Innsbrucker Holocaust-Überlebenden Marion Fischer. Die Keynotes lieferten Noa Mkayton von der International School for Holocaust Studies in Yad Vashem (Israel) und Alexandra Flügel von der Universität Siegen. Rund 80 Teilnehmer:innen besuchten die Tagung. Die Veranstaltung wurde in Kooperation zwischen Pädagogischer Hochschule Tirol mit dem OeAD-Programm _erinnern.at_, der International School for Holocaust Studies in Yad Vashem und dem Beauftragten der Bayerischen Staatsregierung für jüdisches Leben und gegen Antisemitismus, für Erinnerungsarbeit und geschichtliches Erbe.


Kooperationsveranstaltung mit Yad Vashem
Für die Tagung „Holocaust-Education in der Primarstufe“ konnte erstmals das international renommierte Zentrum für Holcaust-Studien in Israel Yad Vashem als Kooperationspartner gewonnen werden. In ihrer Keynote sprach die Leiterin der International School for Holocaust Studies in Yad Vashem, Noa Mkayton, über Holocaust Education mit Kindern und das pädagogische Konzept der internationalen Schule.

Welches Wissen haben Kinder über die NS-Zeit?
Alexandra Flügel von der Universität Siegen berichtete in ihrer Keynote vom Wissen von Kindern über den Nationalsozialismus. Dass bereits Volksschulkinder über Wissen zum Holocaust und Nationalsozialismus verfügen, haben mehrere Studien der letzten Jahre bewiesen. Jüngste Beispiele aus Deutschland, Österreich und der Schweiz haben gezeigt, wie es gelingen kann, altersgemäß über Opfer, Täter:innen, Helfer:innen, Mitläufer:innen oder auch Widerstand zu sprechen. Es wurde auch deutlich, dass Kindern ein Verständnis von Judentum sowie von Jüd:innen als historische Akteur:innen vermittelt werden kann.
Dafür fehlt es jedoch viel zu oft an entsprechenden Ausbildungs- und Fortbildungsangeboten oder an konkreten Materialien. Diesen Leerstellen widmete sich die zweite Innsbrucker Tagung zur Holocaust Education in der Primarstufe.

Präsentation neuer Unterrichtsmaterialien für Volksschulen
Erstmals präsentiert wurden neue, regionalhistorische Unterrichtsmaterialien: Der Historiker Christian Mathies (PH Tirol) vermittelte zusammen mit den Volksschullehrerinnen Johanna Kollreider-Schäfer und Karin Villgrattner die Arbeit mit einem neuen Unterrichtsfilm über die Innsbruckerin Dorli Neale, die 1939 aus ihrer Heimatstadt Innsbruck fliehen musste. Zusammen mit einer Begleitbroschüre wird Kindheit, Flucht und Neuanfang von Dorli Neales Leben thematisiert. Die Broschüre zum Film behandelt generelle Fragen zum Thema „Nationalsozialismus in der Volksschule“, liefert Hintergrundwissen für Lehrpersonen und schlägt Möglichkeiten zum Einsatz im Unterricht vor.

Innsbrucker Zeitzeugin Marion Fischer über ihre Erfahrungen an Volksschulen
„Im Großen und Ganzen haben wir ein wahnsinniges Glück gehabt (…). Ich bin nicht lebensfroh, ich bin überlebensfroh“, betont die Innsbrucker Zeitzeugin des Holocaust Marion Fischer im Gespräch mit Horst Schreiber. Seit Jahren besucht sie Schulen in Österreich und Italien, um über ihr Leben als jüdischer Flüchtling zu sprechen, „weil ich etwas zurückgeben möchte von dem, was ich bekommen habe und weil Zeitzeugen wie ich aussterben. In wenigen Jahren wird es keine mehr geben.“ Sie spricht auch in Volksschulen über ihre Kindheit, Flucht und Rückkehr nach Österreich und war Donnerstag-Abend an der PH Tirol zum Gespräch im Großen Hörsaal zu Gast.

Stadtspaziergang zum jüdischen Leben in Innsbruck
Am Freitag Nachmittag wurde ein Stadtspaziergang durch Innsbruck angeboten, der auch Ansätze zur Vermittlung für Volksschüler:innen aufzeigte. _erinnern.at_ führte gemeinsam mit den Volksschullehrerinnen Johanna Kollreider-Schäfer und Karin Villgrattner auf den Spuren jüdischen Lebens durch Innsbruck.