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Projekt DERLA gewinnt „Geschichte innovativ“

Projekt DERLA gewinnt „Geschichte innovativ“

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Selina Mittermeier
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Am Dienstag, den 8.10.2024 wurde das Gesamtprojekt DERLA, bei dem der Tirolteil von ERINNERN:AT und PH Tirol entwickelt wurde, mit dem Preis „Geschichte Innovativ“ für innovative Vermittlungsangebote im Rahmen des Österreichischen Staatspreises für Geschichtswissenschaften des BMBWF ausgezeichnet. Die Fachexpertise für Holocaust Education in Tirol, die im Team von ERINNERN:AT an der Pädagogischen Hochschule Tirol gebündelt ist, ermöglichte die Ausarbeitung von Dokumentation und Vermittlungsangebot für Tirol.

Das interdisziplinäre Dokumentations- und Vermittlungsprojekt DERLA (Digitale Erinnerungslandschaft Österreich - Verfolgung und Widerstand im Nationalsozialismus | dokumentieren und vermitteln.) bietet ausgehend von der interaktiven Webseite www.erinnerungslandschaft.at verschiedene Vermittlungsangebote, die an die Opfer, den Terror des NS-Regimes und den Widerstand dagegen erinnern und Geschichte erlebbar werden lassen. Das Angebot ist für Interessierte, Fachleute und Schulen konzipiert und liegt derzeit für fünf Bundesländer, darunter Tirol, vor.

DERLA Tirol: über 250 Erinnerungszeichen & 15 regionalspezifische Schulangebote
Das Tiroler Projekt entstand durch die Fachexpertise zur Holocaust Education des vierköpfigen Teams von ERINNERN:AT an der PH Tirol mit Horst Schreiber, Irmgard Bibermann, Christian Mathies und Selina Mittermeier. Die Kooperation von ERINNERN:AT mit der Pädagogischen Hochschule Tirol, die im September 2021 abgeschlossen und im August 2023 um weitere fünf Jahre verlängert und ausgebaut wurde, ist österreichweit einzigartig.
Das Team von ERINNERN:AT an der PH Tirol dokumentierte damit bisher 266 Erinnerungszeichen zum Nachlesen und Betrachten, versehen mit Kurzbiografien von 660 Personen und rund 550 Fotos zu Widerstand, Verfolgung und Befreiung in 63 Gemeinden in ganz Tirol. Für diese Dokumentation werden auch die Info- und Gedenktafeln transkribiert und der Kontext der Erinnerungszeichen zugänglich gemacht.
Eines dieser Erinnerungszeichen ist beispielsweise die Kunstinstallation „Marionettentheater“ am Landesgericht, die an die Opfer der NS-Justiz in Tirol und Vorarlberg erinnert. „MACHT RICHTER URTEIL TÄTER OPFER UNRECHT WIDERSTAND TAT RECHT MOTIV JUSTIZ GESTÄNDNIS“ ist auf dieser Installation zu lesen, wie DERLA für Tirol dokumentiert.
Mehr als 15 regionalspezifische Vermittlungsangebote wurden für verschiedene Schultypen und alle Bezirke Tirols entwickelt. Diese regionalgeschichtlichen Angebote für Schulen – von der Volksschule über die Mittelschule bis zur Sekundarstufe II mit Berufsschule, BHS und AHS – lassen sich flexibel und in verschiedenem zeitlichen Ausmaß (von eineinhalb bis fünf Stunden) buchen. Im Bezirk Kufstein etwa wird Adele Stürzl und der linkspolitische Widerstand behandelt, in Innsbruck beispielsweise Dorli Neale Pasch, für die Historiker Christian Mathies  die Lernmaterialien zu Ausgrenzung, Flucht und Verantwortung für Kinder ab der Volksschule entwickelt hat.

Rektorin Regine Mathies: „Die Pädagogische Hochschule Tirol fördert die Verankerung von kritischer Politischer Bildung, Erinnerungskultur und Holocaust Education in der Lehrer:innenbildung in Tirol. Die Kooperation mit ERINNERN:AT setzt in diesem Bereich Maßstäbe. Wir sind sehr stolz darauf, im Rahmen dieser österreichweit einzigartigen Kooperation die entsprechende Fachexpertise weit über Tirol hinaus einbringen zu können. Die Verleihung des Preises würdigt dieses Engagement, aber auch die vielfältigen Projekte, Tagungen, Vermittlungsangebote und neuen Hochschullehrgänge, die aus dieser sehr erfolgreichen Zusammenarbeit der Pädagogischen Hochschule Tirol mit ERINNERN:AT hervorgehen.“

Innovationskraft der Vermittlungsformate des Projekts DERLA ausgezeichnet
DERLA verknüpft damit die Dokumentation von Erinnerungsorten mit der Vermittlung. Zu den drei zentralen Vermittlungsangebote von DERLA zählen: virtuelle Ausstellungen, Kurzbiographien und schulische Angebote.
Die virtuellen Ausstellungen zu spezifischen Themen der Geschichte des Nationalsozialismus und der Erinnerungskultur finden Interessierte im Bereich „Wege der Erinnerung“. Im „Archiv der Namen“ sind über 1300 Kurzbiographien all jener Menschen aus Tirol, Vorarlberg, Kärnten, Steiermark und dem Burgenland hinterlegt, die auf Erinnerungszeichen genannt oder an die erinnert werden soll. In einem eigenen Vermittlungsportal finden sich Angebote für die schulische Vermittlungsarbeit. Das historische Lernen mit DERLA kann sowohl vor Ort als auch im Klassenzimmer erfolgen. Die innovativen Vermittlungsangebote der interaktiven Webseite richten sich neben Lehrpersonen und Schüler:innen auch an historisch-politisch Interessierte.

„Ich gratuliere den Preisträgerinnen und Preisträgern zu diesen verdienten Auszeichnungen. Die Auswahl der Jury zeigt die thematische Breite der Geschichtswissenschaften und die Vielfalt derer, die an ihrer Erforschung und Vermittlung mitarbeiten,“ gratuliert Bundesminister Martin Polaschek und betont dabei: „Nicht zuletzt verdeutlicht der Preis Geschichte innovativ, dass wissenschaftliche Erkenntnisse in die Mitte der Gesellschaft gehören, damit sie einen wichtigen Beitrag zur Bewältigung aktueller Herausforderungen und zur Stärkung des Vertrauens in Wissenschaft und Demokratie leisten können. Mein Dank gilt auch den geschichtswissenschaftlichen Instituten Österreichs, die ich aufgefordert hatte, Kandidatinnen und Kandidaten für Staatspreis und den Lebenswerkpreis zu nominieren und die sich engagiert daran beteiligt haben. Unser gemeinsames Interesse muss es sein, die Geschichtswissenschaften weiter zu stärken und ihnen breites Gehör zu verschaffen.“