Atmosphärischer Abend auf Einladung des ZONTA Clubs mit starken Themen & gesellschaftlichem Mehrwert
Freitagabend, 4.4.2025, 19 Uhr, stellte „Rockprofessor“ Reinhold Bilgeri auf Einladung des ZONTA Clubs Innsbruck 1 seinen neuen Roman „Das Gewissen der Tauben“ vor. In einer atmosphärischen Lesung mit Jazzeinlagen vermittelte der facettenreiche Künstler stimmungsvoll den Spirit seines Werks. Thematisch schwerwiegend, geht es um das Schweigen der Nachkriegsjahre in Österreich, um die Rolle des Vatikans bei der Fluchthilfe für Täter des NS-Regimes. Getragen von einer Amour fou, einer Liebesgeschichte, durchwirken Tiefe und zugleich auch Verwegenheit, Leichtigkeit und Hoffnung den Roman. Die Veranstaltung fand an der Pädagogischen Hochschule Tirol vor vollem Haus statt. Der Erlös des Abends ging an den Verein „Frauen gegen VerGEWALTigung“.
Nach der Eröffnung des Abends durch Barbara Fritz, Präsidentin des ZONTA Clubs, und PH Tirol-Rektorin Regine Mathies stellten die Geschäftsführerin des Vereins „Frauen gegen VerGEWALTigung“ Doris Stauder und Mitarbeiterin Katharina Hölbling die Arbeit ihres Vereins vor, darunter Sensibilisierung, Opferschutz und Prozessbegleitung. Der Verein geht an Schulen, klärt auf, berät Frauen* und Mädchen* ab 14 Jahren, die sexualisierte Gewalt erlebt haben, sowie deren Bezugspersonen und Multiplikator:innen. Das Beratungsspektrum erstreckt sich von psychosozialer und rechtlicher Beratung bis hin zu Krisenintervention und Prozessbegleitung. Auch Präventionsarbeit an Schulen, in Jugendzentren, Selbstbehauptungskurse und Fortbildungsangebote zum Thema leistet und organisiert der Verein „Frauen gegen VerGEWALTigung“.
Maria Kandolf-Kühne, ZONTA-Mitglied und Schulkollegin von Reinhold Bilgeri, gab eine kurze Einführung in den Roman „Das Gewissen der Tauben“. Der Musiker, Filmemacher und Autor hat sich mit der Nachkriegszeit beschäftigt, dem Jahr 1959, dem Schweigen, niemand will mit der Vergangenheit zu tun haben. Das Buch sei aber auch ein Teil Kirchengeschichte. Und: eine Liebesgeschichte. Reinhold Bilgeri hat für seinen Roman in Archiven recherchiert und aus seiner eigenen Familiengeschichte geschöpft.
Haupt Act: Reinhold Bilgeri betritt die Bühne. Besticht mit Vorarlberger Charme, erzählt, streut Geschichten über das eigene Leben ein, die er auf seinen Roman bezieht, der – fiktionalisiert – die eigene Familiengeschichte mit profund recherchierter Geschichte verbindet. Das irritierende Schweigen über die Vergangenheit, die Internatszeit Bilgeris bei den Missionaren vom kostbaren Blute Jesu… „Ich war kein braver Junge. Die Instrumente der Rebellion haben die Alten erschüttert.” Und setzt nach, süffisant, cool: „Ich bin ein Bastard… irgendwie“, lacht. Mutter Innsbruckerin, Vater Vorarlberger. Autor, Musiker und Filmemacher.
Das Hauptmotiv des Künstlers, seinen neuesten Roman „Das Gewissen der Tauben“ zu schreiben: der fehelende gesellschaftliche Konsens, dass die Nazi-Zeit ein Verbrechen gewesen ist. Die Zeit des Nationalsozialismus wurde nie aufgearbeitet, weder in der Schule noch in der Familie, noch in der Gesellschaft, schon gar nicht zur Nachkriegszeit.
So handelt der Roman von den weitgehend unbekannten (aber nicht unerforschten!) Abgründen des Nationalsozialismus, etwa von den Grausamkeiten der Nationalsozialisten in Griechenland, aber auch von der tragenden Rolle der katholischen Kirche, überzeugte nationalsozialistische Täter vom Massenmörder bis zum Mithelfer nach dem Holocaust nach Südamerika zu schleusen. Ein moralischer Widerspruch zu zentralen katholischen Werten wie Treue, Barmherzigkeit und Liebe, der Wertekanon und Weltbild von Protagonistin Gerda auf eine harte Probe stellt.
Die schwerwiegenden Themen des Romans „Das Gewissen der Tauben“ sind getragen von einer Leichtigkeit, einer tiefen Menschlichkeit, von Verwegenheit und Akzeptanz, und letztlich auch von einer großen Liebe. Die Amour fou zwischen Gerda und dem undurchsichtigen Schweizer Piero.
Reinhold Bilgeri führte an diesem Abend durch sein Werk in einer Sprache, die aus seinem künstlerischen Reichtum schöpft. Musiker, Filmemacher, Autor. Er verwob Lesung mit stimmungsvollen Jazzstücken, widmete diese seinen nuancierten Charakteren, hielt lebendigen Dialog mit dem Publikum – musikalisch, sprachlich, atmosphärisch. Im Anschluss tauschten sich Reinhold Bilgeri und seine Fans bei kulinarischen Köstlichkeiten und angeregter Stimmung bis in die Nacht hinein aus.
Fact Box ZONTA Club Innsbruck 1
Unter dem Motto „Build a Better World for Women and Girls“ setzt sich der ZONTA Club Innsbruck 1, als Teil einer weltweiten Bewegung, für Mädchen und Frauen ein. ZONTA Innsbruck wurde 1970 als Serviceclub von Frauen für Frauen gegründet. Seither engagieren sich die Mitglieder unter Präsidentin Barbara Fritz ehrenamtlich für eine bessere Welt für Frauen und Mädchen. Zentrale Themen sind beispielsweise die Gleichstellung der Geschlechter, ein Ende der Gewalt an Frauen und Mädchen oder gleiche Bildungschancen für Frauen und Mädchen.
Weitere Infos: https://www.zonta-innsbruck1.at/