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“Meilenstein in der Umsetzung” - erinnern.at und PHT

“Meilenstein in der Umsetzung” - erinnern.at und PHT

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Österreichweites Pilotprojekt von erinnern.at und Pädagogischer Hochschule Tirol setzt bildungsbezogenen Maßnahmen der Antisemitismusstrategie um
 
Mit 1. September 2021 schloss die Pädagogische Hochschule Tirol einen österreichweit einzigartigen Kooperationsvertrag mit erinnern.at, dem Holocaust-Education Institut des BMBWF. Antisemitismus ist, dies zeigen aktuelle Studien und Berichte, wieder deutlicher sichtbar. Besonders der starke Anstieg an antisemitischen Vorfällen ist besorgniserregend. In Umsetzung der Antisemitismusstrategie des Bundes und des Fortbildungsauftrags durch das BMBWF sind mit dieser Kooperation an der PHT entsprechende Fort- und Weiterbildungsangebote für Lehrer:innen sowie Forschungs- und Entwicklungsarbeiten vorgesehen. Den Auftakt der Zusammenarbeit bildete ein Zeitzeuginnengespräch am 18.10.2021 um 19 Uhr, an dem über 80 Interessierte teilgenommen hatten.    
 
Österreichweit einzigartige Kooperation  
 
Der Kooperationsvertrag zwischen PHT und erinnern.at ist ein Pilotprojekt und österreichweit einzigartig. Als erste Pädagogische Hochschule Österreichs gewinnt die PHT damit die langjährige Fachexpertise des Kooperationspartners, die direkt in die Lehrer:innenfort- und -ausbildung wirkt. Holocaust-Education wie Antisemitismusprävention werden zudem als neuer Forschungsschwerpunkt an der PHT verankert. Besonders erreicht werden sollen Berufsschulen und Polytechnische Schulen, aber auch Volksschulen.
 
„Der wieder aufsteigende Antisemitismus in der Gesellschaft zeigt die Dringlichkeit dieser Aufgabe. Entsprechende Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen tragen Expertise und Kompetenz schließlich direkt in den Unterricht ”, erklärt Mag. Dr. Irmgard Plattner, Vizerektorin für Forschungs- und Entwicklungsaufgaben an der PHT.   
 
Dass der Bedarf an gezielten Bildungsmaßnahmen an Schulen groß ist, bestätigt auch HS-Prof. MMag. Claus Oberhauser, PhD, Leiter des Instituts für Forschung und Entwicklung an der PHT. „Diverse Studien in den letzten Jahren zeigen klar auf, dass (…) es neue Formen der Vermittlung in der Aus-, Fort- und Weitbildung von Lehrpersonen braucht.”
 
_erinnern.at_ Tirol gewinnt mit der Kooperation direkten Zugang zu jenen Zielgruppen, die noch starken Bedarf im Bereich Holocaust-Education und Antisemitismusprävention zeigen: Volksschüler:innen, Berufsschüler:innen, Schüler:innen Polytechnischer Schulen. (…)
 
Kooperationsvertrag _erinnern.at_ und PHT
 
„Die Kooperation zwischen _erinnern.at_ und der Pädagogischen Hochschule Tirol ist ein Meilenstein in der Umsetzung dieser Maßnahmen. Sie ermöglicht die konkrete Implementierung von Forschungsergebnissen und Empfehlungen im Bereich der Holocaust-Education und Antisemitismusprävention in die schulische Praxis. Ich erwarte mir hier wegweisende Ergebnisse über das Bundesland Tirol hinaus“, so die Obfrau von _erinnern.at_ Mag. Martina Maschke, Abteilungsleiterin im BMBWF.  
 
Neuer Forschungsschwerpunkt: Holocaust-Education – auch in der Volksschule?
 
Damit entsteht auch ein neuer Forschungsschwerpunkt zur Holocaust-Education und Antisemitismusprävention an der PHT unter Leitung von Univ-Doz. Mag. Dr. Horst Schreiber: „Holocaust-Education in der Primarstufe ist weitgehend Neuland. Auch für Berufsschulen und Polytechnische Schulen braucht es viel mehr Lernangebote. Daher wendet sich der neue Forschungsschwerpunkt gezielt an Lehrer:innen der Volksschulen, Berufsschulen und Polytechnischen Schulen.“ Lehrkräften wird Grundlagenwissen vermittelt sowie schularten- und schulstufenspezifische Lernangebote, Unterrichtsmaterialien und -methoden bereitgestellt, wie etwa die Arbeit mit Video-Interviews, Lern- und Web-Apps. Dabei steht eine kind- bzw. schüler:innengerechte Vermittlung des Themas im Vordergrund. Was bedeutet es etwa, nicht mehr in die Schule zu dürfen? Was bedeutet es, seine Heimat verlassen zu müssen? Wie hätte meine Volksschule zur NS-Zeit ausgesehen? Abstand genommen wird dabei von einer mahnenden Perspektive oder von erschütternden Schockbildern.

Aktuell arbeiten _erinnern.at_ und die PHT an einem österreichweiten Großprojekt zur Digitalisierung von Erinnerungskultur: DERLA.
 
Auftakt der Kooperation mit Zeitzeuginnenveranstaltung  
 
Am Montag, den 18.10.2021 wurde Marion Fischer (Wien/Innsbruck, Italien), Zeitzeugin des Holocaust, zum Podiumsgespräch mit anschließender Diskussion an die PHT geladen. „Es war schon damals kein Honiglecken, Flüchtling zu sein, wie auch heute nicht“, betont Marion Fischer, geboren im Burgenland, 1938 gezwungen zur Flucht, aufgewachsen in Lagern des faschistischen Italien und knapp der Deportation ins KZ Auschwitz entkommen. Vier Jahre lang ist sie mit ihrer Familie in der Schweiz geduldet, dann wird sie nach Meran abgeschoben, ab 1951 ist Tirol ihre neue Heimat. 1988 verlässt Marion Fischer zeitweilig Innsbruck – Unbekannte hatten ihr kleines Geschäft in Innsbruck mit einem Judenstern beschmiert, sie am Telefon grob beschimpft. Seit Jahren besucht Marion Fischer als Zeitzeugin Schulen in Tirol und Italien: „Es ist meine Pflicht, jungen Menschen meine Erfahrungen weiterzugeben und über mein Leben als jüdischer Flüchtling zu sprechen.“
Über 80 Interessierte waren an die PHT gekommen, um das Zeitzeuginnengespräch zu erleben. Marion Fischer beeindruckte die Teilnehmer:innen mit ihrer Lebensgeschichte ebenso wie mit ihrer unglaublichen Vitalität, ihrem Humor und ihrem unerschütterlichen Glauben ab das Gute.

 

Bildrechte Galerie
PHT/erinnern.at/Marion Fischer