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Auf dem Weg zum „Gendern“ ohne Barrieren

Gespeichert von Barbara Weber-Jeller am 18 November 2020
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Der Pädagogischen Hochschule Tirol ist es ein Anliegen, die alltäglich gelebte und erlebte Gleichstellung der Geschlechter auch in ihren Texten sichtbar zu machen. In verschiedenen Plena wurde im Sommersemester geschlechtergerechter Sprachgebrauch diskutiert. Ein nicht-binärer Zugang sowie die Entscheidung für einen möglichst barrierefreien Zugang zu Geschriebenem fanden breite Zustimmung. Vom Rektorat wurde auf Basis dieser Grundsätze die Entscheidung getroffen, in der Kommunikation zwischen den Hochschulangehörigen sowie nach außen, also in Berichten und E-Mails, in Leitfäden und Lehrmaterialien, in Bachelor- und Masterarbeiten vorzugsweise nicht-binäre, geschlechterneutrale Formulierungen zu verwenden bzw. in Kurzformen den Gender-Doppelpunkt zu verwenden.
Mit dem Genderdoppelpunkt entscheiden wir uns als Hochschule für die derzeit einzige Möglichkeit, geschlechtergerechte Sprache auch barrierefrei zu gestalten für Personen, die auf die Verwendung von Screenreadern angewiesen sind. Sprachausgabeprogramme machen an der Stelle des Doppelpunktes lediglich eine kleine Pause, was exakt dem gesprochenen Gender-Gap entspricht. Ansonsten entspricht der Gender-Doppelpunkt in Konzept und Verwendung dem nicht barrierefreien Gender-Sternchen (Asterisk), also einer non-binären Sprachform, die alle Geschlechter gleichberechtigt adressiert. Nachdem diese barrierefreie Form noch nicht in allen Institutionen und Gremien „angekommen“ ist, entschied das Rektorat, rechtsrelevante Texte so weit möglich mit geschlechtsneutralen Formulierungen zu gestalten, wenn nicht anders möglich aber mit Asterisk. Diese Ausnahme betrifft in ihrer Arbeit nur wenige Mitarbeitende der PHT, weshalb darauf an dieser Stelle nicht näher eingegangen werden soll.
Für einen ersten Einblick in unsere geschlechtergerechte, barrierefreie Sprachgestaltung folgen die wichtigsten Punkte zur Anwendung der geschlechtergerechten, barrierefreien Sprache in der Praxis. Es folgt im Herbst 2020 ein ausführlicher Sprachleitfaden, der auch die Bildsprache mit aufnehmen wird und detaillierter in das „Gendern“ sowie in diskriminierungsfreien Sprachgebrauch einführen wird. Zudem werden ProfLABs zum Thema angeboten.

Bevorzuge geschlechtsneutrale Formulierungen oder alternative Satzbildungen:

  • Geschlechtsneutrale Personenbezeichnung: die Person, das Mitglied
  • Abstrakta, Funktions-, Institutions- oder Kollektivbezeichnungen: das Rektorat, die Direktion, das Team, das Lehrpersonal, die Leitung, der Vorsitz
  • Substantivierte Partizipien oder Adjektive: Studierende, Lehrende, Vorgesetzte, Jugendliche

 

Vermeide geschlechtsspezifischen Anreden,

  • wenn die korrekte Anrede der Person nicht bekannt ist
    Guten Tag [Vorname] [Nachname]
    S.g. [Vorname] [Nachname]
     
  • wenn viele angesprochen werden
    Liebe alle
    Liebe Studierende

 

Verwende den Gender-Doppelpunkt

Der Genderdoppelpunkt wird zwischen die männliche und die weibliche Endung gesetzt, sowohl bei Nomen als auch bei Artikeln sowie Pronomen. Die Weglassprobe entfällt, das heißt, der Wortteil vor dem Doppelpunkt muss nicht für sich alleine stehen können.

  • Wir suchen ein:e Student:in für den Bibliotheksdienst.
  • Pädagog:innen setzen Sprache sensibel ein.

So einfach das klingt, so verzwickt kann das manchmal in der Praxis sein. Häufig hilft schon Pluralbildung. Bisweilen sind Schreibende aufgefordert, kreativ zu werden und völlig andere Formulierungen zu finden.


Mit ein wenig Routine gelingt das leichter! Es empfiehlt sich eine kurze intensive Auseinandersetzung mit diskriminierungsfreier, geschlechtergerechter und barrierefreier Sprache. Eine Literaturliste steht auf der Homepage der Fachstelle für Diversität und soziale Dimension an der Hochschule zur Verfügung. Mitarbeitende sind darüber hinaus herzlich zum Besuch eines einschlägigen ProfLABs eingeladen!


Insgesamt ist an der Hochschule erfreuliches Interesse und große Offenheit für einen sensiblen Sprachgebrauch zu beobachten. So wird es sicher gelingen, unsere Sprache noch diskriminierungsfreier und geschlechtergerechter zu gestalten. Betrachten wir unser Bemühen dennoch als einen Weg, den wir gehen, nicht als einen Ort: Sprache ist fundamental durch unsere Sozialisation geprägt, Veränderungen sind nicht mit einem Kippschalter herbeizuführen. Geben wir unser Bestes, unsere Sprache respektvoll zu gestalten. Geben wir einander aber auch Zeit und Raum für einen Prozess, der vieles ändern kann, nicht nur unseren Sprachgebrauch!

 

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