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Primarpädagogik & Grundschulforschung

Die Lehr- und Forschungsschwerpunkte der Primarpädagogik liegen in den Bereichen allgemeine Grundschulpädagogik und -didaktik sowie der Grundschulforschung. Aktuell werden dabei insbesondere die Themenfelder individualisierte Lernarrangements, Lernen in altersgemischten Lerngruppen und der pädagogische Umgang mit Vielfalt untersucht.


Projekte & Schwerpunkte

Individualisierter Unterricht in der Grundschule

Chancen und Herausforderungen eines individualisierten Unterrichts in der Grundschule - eine ethnografische Studie mit fachdidaktischer Ausrichtung

 

In vielen Grundschulklassen wird der Unterricht zunehmend „individualisiert“ gestaltet, das heißt, dass durch eine Vielfalt von Lernangeboten und Methoden versucht wird, auf die wahrgenommene Unterschiedlichkeit der Lernvoraussetzungen der Schüler:innen einzugehen. Individualisierter Unterricht gilt damit als zentrales Qualitätsmerkmal von Unterricht. An die Stelle einer direkten Instruktion tritt hier meist ein materialorientiertes Lernarrangement, das auf die selbständige Bearbeitung der Aufgaben durch die Schüler:innen setzt. Im Rahmen dieses ethnografischen Forschungsprojekts wird die Umsetzung des individualisierten Unterrichts in sechs Grundschulklassen untersucht, der in Form von „Freiarbeit“ oder „Wochenplanarbeit“ stattfindet. Die zentrale Erhebungsmethode ist die teilnehmende Beobachtung. Es finden mindestens 15 Beobachtungstage in jeder Klasse statt. Darüber hinaus werden Interviews mit den beteiligten Lehrpersonen geführt.

 

Projektlaufzeit: 01.09.2018 - 31.08.2021

 

Projektleitung:

Andrea Raggl 

 

Projektmitarbeiter:innen:

Klaudia Kröll 

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Ruth Schiffkorn

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Norbert Waldner

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TWF - Projekt: Kleine Grundschulen im ländlichen Raum Nord-, Ost- und Südtirols

In diesem grenzüberschreitenden Forschungsprojekt wird die Bedeutung kleiner Grundschulen im ländlichen Raum Nord-, Ost- und Südtirols untersucht. Als „klein“ werden Schulen mit bis zu 50 Schülerinnen und Schülern definiert.  Es werden sowohl die Arbeitsbedingungen für Schulleiter:innen bzw. Schulführungskräfte und Lehrpersonen als auch die Lernbedingungen für die Schülerinnen und Schüler analysiert und die Umsetzungsformen des altersgemischten Unterrichts untersucht. Es wird auch erforscht, welche Chancen und Herausforderungen kleine Schulen aufgrund ihrer spezifischen Struktur aufweisen und welche Möglichkeiten für die Schul- und Unterrichtsentwicklung hier anzutreffen sind.

Die Datenerhebung erfolgt in Nord-, Ost- und Südtirol. Das Projekt stellt einen Mixed-Methods-Ansatz dar, mit einem quantitativen und einem qualitativen Teil: Es wird zunächst eine Fragebogenerhebung mit allen Schulleiter*innen und Lehrpersonen kleiner Schulen in Tirol bzw. mit Schulführungskräften und Lehrpersonen in Südtirol durchgeführt. Darauf aufbauend werden jeweils fünf Fallstudien kleiner Grundschulen in den drei Regionen erstellt.

Dieses Projekt wird durch Mittel der Tiroler Wissenschaftsförderung unterstützt (2019 - 2022).

 

Projektlaufzeit: 01.10.2019 - 01.09.2022

 

Projektleitung: 

Andrea Raggl  in Kooperation mit 

Veronika Frick - Deutsches Schulamt in Bozen

Volksschule im Aufbruch

Ausgangspunkt für das Pilotprojekt „Volksschule im Aufbruch“ war ein Schulrechtsänderungsgesetz in Österreich, in dessen Mittelpunkt insbesondere die Weiterentwicklung des elementaren Bildungsbereichs und der Grundschule steht. Das Pilotprojekt umfasste zwei Phasen: Im ersten Schritt wurden projektspezifische Rahmenvorgaben, Bedingungen und Merkmale sowie konkrete Ideen zur Umsetzung erarbeitet, die im zweiten Schritt an zehn Pilotschulen und -kindergärten in Tirol umgesetzt wurden. Die Umsetzung und die damit verbundene Entwicklung der elementarpädagogischen Bildungseinrichtungen und Grundschulen wurde in einer qualitativen Studie evaluiert. Der Fokus der Evaluation wurde auf die zwei Reformbereiche „Übergang von Kindergarten in die Grundschule (Transition)“ sowie „Sprachliche Bildung“ gelegt. Sie berücksichtigt auch spezifische Herausforderungen im Bereich inklusiver Bildung und Erziehung bzw. Pädagogischer Diagnostik. Die diskutierten Empfehlungen zur Weiterentwicklung beziehen sich einerseits auf die in der Erhebung beschriebenen bewährten Arbeitsweisen in elementarpädagogischen Bildungseinrichtungen und Grundschulen, andererseits auf ein Kernanliegen von Schulentwicklung, die Weiterentwicklung des Lernens und Lehrens.

 

Gesamte Projektlaufzeit: 2015 bis 2019

 

Kontakt:

Kerstin Walz (vormals Mayr-Keiler)

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Paul Resinger

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Weitere Projektmitarbeiter:innen:

Bianca Hackl, Isabella Kindler, Robert Pham Xuan und Monika Windisch

 

Zur Publikation 

Lernerfahrungen auf der Spur. Vignetten- und Anekdotenforschung an Tiroler Volksschulen

Ausgangssituation und Forschungsfragen 


Die österreichische Volksschule hat eine „propädeutische Funktion“ für den gesamten Bildungsgang eines Menschen (Wohlhart 2016, 21). Sie soll „alle Kräfte der Kinder fördern, die Teilhabe an allen Lebens- und Kulturbereichen vorbereiten und in die Hauptperspektiven des Weltverstehens einführen“ (ebd., 19). Erfahrungen in der Volksschule beeinflussen Bildungsverläufe und legen den Grundstein für den Zugang zum Lernen, das fachliche Verständnis und die Persönlichkeitsentwicklung. Sie beeinflussen Lernfreude und das Vertrauen in die eigene Leistungsfähigkeit. 
Welche Unterstützung erfahren Schüler:innen an Volksschulen? Inwiefern kommen ihre Vorerfahrungen und ihr Vorwissen, ihre besonderen Interessen und Vorlieben, ihre Stärken zum Tragen? Welche Lernumgebungen, welche Lerngelegenheiten finden sie an der Schule vor? Inwiefern können Kinder dort auf verschiedene Weise und doch gemeinsam lernen? Zwar wird die Erreichung grundlegender Kulturtechniken in Form von Kompetenzmessungen (iKMplus) überprüft, doch was „lernseits“ von Unterricht geschieht (vgl. Schratz 2009), bleibt oft im Dunkeln.
Das Interesse des geplanten Forschungsprojekts richtet sich daher auf die Lernerfahrungen der Kinder in der Volksschule: Was widerfährt ihnen an diesem Ort? Wie antworten sie auf die von Lehrer:innen und Mitschüler:innen an sie gestellten Ansprüche? Was und wie lernen sie in den vier Jahren Volksschule, was bleibt wie in Erinnerung, was prägt sich wie ein? 

 

Forschungsdesign


Vorgangsweise und Methoden der Datenerhebung und ‑bearbeitung dieser Studie basieren auf dem Forschungsinstrumentarium der beiden vom Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF) geförderten Projekte Personale Bildungsprozesse in heterogenen Gruppen I und Langzeitstudie II  (vgl. Schratz/Schwarz/Westfall-Greiter 2012, 17; Ammann/Westfall-Greiter/Schratz 2017) an der Universität Innsbruck. Im Zuge dieser Projekte wurden in den Jahren 2009/10 und 2012/13 48 Schüler:innen an 24 Neuen Mittelschulen im gesamten Bundesgebiet in einem phänomenologisch orientierten Design in der ersten und in der vierten Klasse in mehreren Feldphasen durch ihren Schulalltag begleitet.
Der phänomenologisch orientierte Forschungsansatz der Vignetten- und Anekdotenforschung ist darauf ausgelegt, den Erfahrungen der Akteure und Akteurinnen im Feld möglichst nahe zu kommen. Dies gelingt durch eine besondere Art und Weise der Anwesenheit der Forscher:innen im Feld, die als Miterfahrung bezeichnet wird. 
Die Forscher:innen werden 20 Kinder an 10 öffentlichen Tiroler Volksschulen in mehreren Feldphasen von der ersten bis zur vierten Klasse durch ihren Schulalltag begleiten. Ausgehend von Erfahrungsprotokollen werden Vignetten geschrieben, „kurze, prägnante Erzählungen“ (Schratz et al. 2012, 34), die „Momente gelebter (Lern-)Erfahrungen von Schülerinnen und Schülern in erzählter Form“ (ebd., 31) erfassen.  Diese werden in Gesprächen mit den Schüler:innen kommunikativ validiert und in der Forschungsgruppe in rekursiven Schreibprozessen angereichert und überarbeitet. 
In der zweiten Phase des Projekts, in der der Fokus auf die Bildungsprozesse der Schüler*innen im Laufe der vier Jahre an der Grundschule gelegt wird, entstehen auf der Basis der Gespräche mit den Schüler:innen Anekdoten. Eine Anekdote wird von den Forscher:innen verstanden als „merk-würdige Geschichte, in der Ereignisse mit besonderer Wirkkraft pointiert verdichtet werden, welche dem/der Forscher/in (von einem/einer Schüler/in) aus der erinnerten Erfahrung (ihrer/seiner Schulzeit) erzählt werden.“ (Rathgeb/Krenn/Schratz 2017, 130) Anekdoten und Vignetten, Formen der Datenerhebung und -bearbeitung, werden nicht interpretiert, sondern gelesen. In Lektüren wird „die Fülle und Reichhaltigkeit von Erfahrung“, die sich in den Texten artikuliert, ausdifferenziert und „in möglichst vielen Facetten“ (Schratz et al. 2012, 39) gezeigt.

 

Dissemination

Dieser Forschungsansatz ermöglicht einen besonderen Blick auf Schule und Unterricht: Lernen als Erfahrung und im Vollzug, Schule als Lebens- und Erfahrungsraum, Fokus auf die Mikroebene des Unterrichts, auf das Wohlbefinden der Schüler:innen, auf Erfahrungen von In- und Exklusion, von Anerkennung und Kränkung/Zurückweisung u.v.a.m.
Die gewonnenen Befunde sind eine wertvolle Ergänzung zu Ergebnissen Outcome-orientierter Verfahren und sollen neue Perspektiven auf Lernen und Unterricht ermöglichen. Vignetten und Anekdoten aus der Volksschule können in der Lehrer:innen-Aus-, Fort- und Weiterbildung, im Mentoring von Junglehrer:innen zur Sensibilisierung für die Erfahrungen und das Lernen der Schüler:innen und für lernseitiges Denken und Handeln eingesetzt werden. Die Forschungsergebnisse können zu einem Hinterfragen von Lerndesigns, von didaktischen Modellen und Vermittlungspraktiken und der Annahmen über deren Wirksamkeit (ver-)führen und zur Reflexion subjektiver Theorien über Lehren und Lernen anregen. Vignetten und Anekdoten aus der Volksschule sollen darüber hinaus in der Ausbildung von Schulentwicklungsberater:innen, Direktor:innen, Lerndesigner:innen, SQM-Zuständigen zum Einsatz kommen.

 

Literatur
    • Ammann, M./Westfall-Greiter, T./Schratz, M. (Hrsg.) (2017). Erfahrungen deuten – Deutungen erfahren. Experiental Vignettes and Anecdotes as Research, Evaluation and Mentoring Tool. Innsbruck: StudienVerlag.
    • Meyer-Drawe, K. (2012): Vorwort. In: Schratz, M.; Schwarz, J.F.; Westfall-Greiter, T.: Lernen als bildende Erfahrung. Vignetten in der Praxisforschung. Innsbruck: StudienVerlag, S. 11–15.
    • Rathgeb, Gabriele; Krenn, Silvia; Schratz, Michael (2017). Erfahrungen zum Ausdruck verhelfen. In Ammann, M.; Westfall-Greiter, T.; Schratz, M. (Hrsg.), Erfahrungen deuten – Deutungen erfahren. Experiental Vignettes and Anecdotes as Research, Evaluation and Mentoring Tool (S. 125-151). Innsbruck: StudienVerlag..
    • Schratz, Michael (2009). „Lernseits“ von Unterricht. Alte Muster, neue Lebenswelten – was für Schulen? Lernende Schule, 12 (46-47), S. 16-21.
    • Schratz, Michael; Westfall-Greiter, Tanja; Schwarz, Johanna (2012). Lernen als bildende Erfahrung. Vignetten in der Praxisforschung. Innsbruck: StudienVerlag. 
    • Wohlhart, David; Böhm, Jan; Grillitsch, Maria; Oberwimmer, Konrad; Soukup-Altrichter, Katharina; Stanzel-Tischler, Elisabeth (2016). Die österreichische Volksschule. In: Nationaler Bildungsbericht 2015, Bd. 2. Hrsg. von Michael Bruneforth, Ferdinand Eder, Konrad Krainer, Claudia Schreiner, Andrea Seel und Christiane Spiel. Graz: Leykam, S. 17-58.

 

Die Website des Netzwerks phänomenologischer Vignetten- und Anekdotenforschung an der Universität Wien: https://vigna.univie.ac.at/

 

Projektleitung: Gabriele Rathgeb, Silvia Krenn

 

Kooperationspartnerinnen: Evi Agostini, Universität Wien; Ingrid Handle, Bildungsdirektion Tirol 


Mitarbeiter:innen: 
Norbert Waldner
Christiane Heidegger
Martina Thanei

 

Weitere Mitglieder der Forschungsgruppe: 

Jasmin Donlic, Universität Klagenfurt; Julia Ganterer, Leuphana Universität Lüneburg; Franziska Herrmann, TU Dresden; Nazime Öztürk, Universität Wien; Barbara Saxer, KPH Krems; Vincent Schatz, Universität Wien; Joseph Sebastian Steinlechner, Universität Wien; Anja Thielmann, PH Wien. 

 

Laufzeit: März 2021 – Februar 2026


 


Allgemeines & Kooperationen

Vernetzung

Die Vernetzung der Forschungsbereiche Bildungswissenschaften und Fachdidaktik an der Pädagogischen Hochschule Tirol führt zu einer engen Zusammenarbeit der Mitarbeiter:innen verschiedener Fachbereiche in gemeinsamen Forschungsprojekten. Darin liegt die Chance der berufsfeldbezogenen Forschungseinrichtung Pädagogische Hochschule Tirol

Kooperationen

Deutsches Schulamt in Bozen - Autonome Provinz Südtirol